Der Mond

Lass uns in den Garten gehen! Der Mond scheint und ist so gut zu sehen. Wolkenlos der Himmel. Das Licht so sanft. Kraftvoll! Silbern. Das Licht berührt mich mit all seiner Sanftheit, seiner Kraft, Intensität. Mein Herz öffnet sich. Ich nehme diese wundervollen Qualitäten in mir auf. Ich spüre die Kraft des Mondes in all meinen Poren – trinke – lasse es durch mich strömen. Ich bade im Mondlicht, es umgibt mich, schützt mich, berührt mich.

Mir wird schwindelig. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das Licht stößt auf eine Grenze, eine Sperre, ein Hindernis. Ein blinder Fleck. Mein Herz wird schwer. Ich schaue desorientiert um mich. Was ist es, was sich mir nicht zeigen will, was ich nicht sehen will?

Langsam stellt sich wieder Ruhe ein. Der Mond ist halb von Wolken bedeckt, so als wollte er sich abdunkeln, um mir Zeit zu geben, den blinden Fleck zu erkunden.

Das Hindernis wird zu einem Wesen. Es ist eine Person, von Dunkelheit umhüllt. Sie bewegt sich langsam, schleichend. Selbst ihr Gesicht ist verhüllt. Es ist in meiner Nähe, ich habe eine gewisse Scheu vor ihm. Leichte Bedrohung geht von dem Wesen aus. Ist es wirklich ein Mensch? Ich möchte das Wesen erkunden. Doch es gibt nichts von sich preis.

Dann spricht es: „Ich bin jetzt dein Begleiter. Lass dich überraschen. Die Zeit wird uns Aufschluss geben und es wird nur soviel preisgegeben, wie gut für dich ist. Das sind die Informationen, die ich jetzt für dich bereit habe, die du jetzt annehmen kannst. Hab Geduld und bleibe ruhig. Die Neugier ist geweckt, behalte sie dir.“

Der Mond ist nun wieder frei, die Wolke ist weitergezogen. Das verhüllte Wesen ist präsent, zu spüren, doch nicht mehr zu sehen.

Ich schaue erstaunt um mich.

Das Mondlicht umhüllt mich wieder, so als wollte es mich beruhigen, trösten, mir beistehen.

Gudrun Feld, Weilheim am 6.8.2017

 

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